Basler Fussball-Toto

Auf einen Basler Pilotversuch 1937 ging am 4. September 1938 das landesweite Fussball-Toto hervor. Sein Reingewinn fliesst auf gemeinnütziger Basis den einzelnen Verbänden, den Kantonen als Subvention für den Bau und Unterhalt von Sportanlagen sowie ab 1985 auch der Stiftung Schweizer Sporthilfe zu (Supertoto, Millionenspiel).

Vorläufer war die Sportselbsthilfe, die unter diesem Namen ein Mitteilungsblatt mit den ersten Teilnahmecoupons herausgab. Auf diese Weise wurde das Wettbewerbsgesetz umgangen, denn Wettbewerbe mit Wetteinsätzen waren verboten. Wer am Toto teilnehmen wollte, musste wöchentlich 50 Rappen Mitgliederbeitrag bezahlen. Der neue Coupon war in dreifacher Ausfertigung ausgestellt und räumte dem Teilnehmer acht Varianten ein. Das genaue Ergebnis war nicht mehr erforderlich. Die Totalsumme der Gewinne betrug 50 Prozent.
Neben dem Initiator Ernst B. Thommen, der bis zu seinem Unfalltod am 14.5.1967 als Direktor der STG amtete, spielten in der Gründungsphase mit dem damaligen Polizeidirektor Fritz Brechbühl, welcher für 25 Jahre erster Präsident der am 18.8.1938 aus acht Kantons- und fünf Sportvertretern zusammengesetzten Toto-Gesellschaft wurde und dem Sportredaktor der National-Zeitung, Fred Jent, zwei weitere Basler eine wichtige Rolle.

Durch das ab dem sechsten Geschäftsjahr und dem Beitritt der letzten Kantone Wallis und Freiburg vom ganzen Land getragenen Selbsthilfewerk, das zur wichtigsten Geldquelle des Schweizer Sports wurde, konnte die öffentliche Hand auf dem Gebiet der Volksgesundheit entlastet werden.

Für eine zentrale Verteilung und gerechte Ausschüttung der Gelder im Raum Basel bestand seit 1940 die IG der Basler Sportverbände (ab 1998 als 'Sport Basel - Dachverband des privatrechtlichen Sports Basel') und ab August 1973 die IG Sportverbände BL

Im Beteiligungs-Reglement für die Sport-Toto-Wettbewerbe der Fussballsaison 1951/52 ist neu festgelegt, dass nunmehr ein Alleingewinner einen maximalen Gewinnbeitrag von 50,000 Franken (bisher 30,000 Franken) beziehen kann

Am 10. Januar 1970 fand als Antwort auf die ausländischen Lotterien die erste Ziehung des einheimischen Zahlenlottos statt. Die Sport-Toto-Gesellschaft partizipierte daran im Rahmen einer Besitzstandgarantie und erhielt zusätzlich einen Anteil seines Mehrerlöses. Der Umsatz stieg von 140 Millionen im Startjahr in zehn Jahren auf über 230 Millionen Franken.

Ab 1978 (Nr. 41) kam wie bereits bei Toto-X das Jackpot-System zur Anwendung, nach dem die für den ersten Rang bereitstehende Gewinnsumme nicht mehr den anderen Rängen zugeschlagen, sondern in der darauffolgenden Ausspielung erneut dem ersten Gewinnrang zur Verfügung gestellt wurde. Die Begrenzung der Gewinnquote von 100 000 Franken war auf die Saison 1957/58 gefallen.

Dank Toto-Fortuna konnte ab 1986 ein durch ein Computer-System vorausgefüllter Tippzettel erworben werden.
Am 18.6.1988 wurde mit Erfolg als sechsstellige Nummer auf den Toto- und Toto-X-Coupons ein zusätzliches Joker-Spiel eingeführt. Das Supertoto (1989 bis 2008), bei dem Geld-, Wert- und Naturalpreise gewonnen werden konnten, entsprang dem von der Sporthilfe gepflegten Millionenspiel und verlieh dem rückläufigen Wettbewerb neuen Schub. Bereits im Herbst 1983 hatte die Erstauflage des Toto-Hits mit Goldbarren als lockende Preise den Umsatz eines einzigen Wettbewerbes auf 1,11 Millionen Franken gesteigert, wie er seit 1970 nie mehr erreicht worden war.

Im November 1990 wurde beschlossen, die Annahme und Verarbeitung zu modernisieren. Das Online-System ermöglichte, die Coupons an den Annahmestellen sofort zu erfassen und die Daten über Leitungen direkt an die Zentrale zu übermitteln.

Auf den 1. Januar 2003 verbanden sich in Folge einer Neustrukturierung die Basler Sport-Toto-Gesellschaft (STG), die Berner Lotteriegenossenschaft Sewa und die interkantonale Landeslotterie am bisherigen Sitz der STG-Zentrale in Basel zu 'Swisslos'.

Mit den Märkten im Internet mit privaten wie öffentlich-rechtlichen Wettbüros im Ausland erwuchs eine neue Konkurrenz durch die Quotenwetten. Dank dem seit dem 7.10.2003 bestehenden Sporttip, bzw. Sporttip one ab Mai 2004 (Wetten auch auf einzelne Ereignisse mit fixen Quotenvorgaben auf Fussball- und Eishockeyspiele) können die Spieler ebenfalls selber entscheiden, welche Begegnungen sie tippen.
Dagegen wurde die klassische Kombination auf die drei möglichen Ausgänge von seit 1979 13 Spielen, die sich vom 2.3.2009 an Totogoal nannte, weil zusätzlich noch ein richtiges Resultat vorausgesagt werden musste, 2017 eingestellt.
Der am 13.9.1975 nach englischem Vorbild gestartete Zusatzwettbewerb Toto-X (Auswahlwette 6 aus 32, bzw. 6 aus 36 ab 1977, bzw. 6 aus 38 ab 1989), bei dem jene Partien zu benennen waren, die mit einem Unentschieden endeten, war bereits auf Anfang 2009 abgeschafft worden.
Mit dem neuen Geldspielgesetz werden seit 2019 auch Live-Wetten angeboten.

Organ der am 18.8.1938 im Basler Rathaus gegründeten Sport-Toto-Gesellschaft, die im Juli 1958 ihren neuen Geschäftssitz an der Langen Gasse 20 einweihte, war das im Oktober 1944 aus der Sport-Toto-Zeitung hervorgegangene und letztmals am 29.7.1992 erschienene 'Schweizer Sportmagazin Tip', das bis 1974 in der Nachfolge von Alfred Kaltenbach von Max Ehinger (1908 - 1974) und danach von Max Pusterla geleitet wurde.
Die beiden Sportmagazine Winner und Tip legten ihre Publikationen zusammen: am 5.8.1992 erschien mit einer Auflage von ca. 27000 Exemplaren die erste Ausgabe des 'Winner/Tip'. Per 1. Juli 1993 wurde Winner/Tip von der Zürcher Wochenzeitung Sport übernommen, die damals etwa 45000 Exemplare herausgab.

_____________________________________________________________________________

In der Netzgruppe 061 (Basel) sind die technischen Einrichtungen so weit beendet, dass in der Nacht von Samstag, den 31. Januar, auf Sonntag, den 1. Februar 1948 die Umstellung erfolgen und die Telefonnummer 164 mit den Sportresultaten und den Ergebnissen der Gewinner-Ermittlung bei den Sport-Toto-Wettbewerben in Betrieb genommen werden kann. Die Fussballresultate (Toto-Spiele) sind erhältlich - wenn englische Spiele auf den Teilnahme-Coupons figurieren - ab Samstag 20 Uhr, für Wettbewerbe mit Schweizer Spielen ab Sonntag ca. 18 Uhr (Tip-Sportmagazin 3.2.1948)
Die Generaldirektion der Post-, Telegraphen- und Telephonverwaltung teilt mit: «in den nachstehenden Netzgruppen können die Sport-Toto-Resultate direkt über die Spezialnummer 164 erfragt werden. Basel, Bellinzona, Bern, Biel, Burgdorf, Lausanne, Locarno, Lugano, Zürich (nur Stadtnetz). In den übrigen Ortschaften der Netzgruppe Zürich und in allen oben nicht aufgeführten Netzgruppen werden die Resultate durch die Auskunft 111 vermittelt (...) zu folgenden Zeiten: ab Sonntag abend die Fussballresultate und die richtige Tippkolonne des Sportwettbewerbs»“ (Tip-Sportmagazin 3.10.1950)

Bereits Mitte der Fünfzigerjahre waren die ersten Totomat-Anlagen in den Schweizer Stadien aufgekommen. Ab 1959 förderte Geld aus einem in Zusammenarbeit mit der Sport-Toto-Gesellschaft geschaffenen Fonds den Aufbau eines verbindlichen Totomat-Betriebs, technisch verbreitet durch die 'Sportinformation' in Zürich, in allen Stadien (75 Jahre Swiss Football League)
Die zu einer Zeit, als selbst grosse Zeitungen noch keine eigene Sportredaktion führten, und das Radio noch in der Entwicklung stand, als 'Zürcher Sportnachrichten-Bureau' am 1.4.1922 von Arnold Wehrle gegründete Sportinformation, deren Dienst sich als erste La Suisse (Genf), die National-Zeitung (Basel), die Neue Zürcher Zeitung, das Luzerner Tagblatt und der Sport anschlossen, und die ab 1927 mit der Schweizerischen Depeschenagentur zusammenarbeitete, übernahm 1953 den Totomat-Betrieb für die Vermittlung der Fussballresultate in den Stadien.
Nicht immer galten die Blicke der Zuschauer im Joggeli dem Geschehen auf dem Rasen. Öfters und öfters schweifte der Blick auch zum Totomat, an dessen fahl scheinende Lämpchen man sich nunmehr gewöhnt zu haben scheint. Jubelschreie waren vor allem an der Tagesordnung, als die Ziffer für die Partie Nr. 13 (Lugano - Zürich) laufend zugunsten der Ticinesi wechselte und als bekannt wurde, Nordstern liege gegen Giubiasco in Front, dieweil Aarau Chiasso am Seil herunterlasse (Totomat als Stimmungsmacher - Basler Nachrichten 4.11.1974, B. Noldi)

Zu der in der Öffentlichkeit mehrfach erhobenen Frage, warum in den Schweizer Sport-Toto-Wettbeweben an Stelle der englischen nicht italienische Spiele einbezogen werden, nimmt die Sport-Toto-Gesellschaft in Basel in einer ausführlichen Erklärung Stellung. Sie verweist vorerst darauf, dass in den ersten Jahren des Bestehen der Wettbewerbe während der Winterpause verschiedene Versuche mit Eishockey und anderen Ersatzlösungen scheiterten, weil das Publikum dafür kein oder zu wenig Interesse zeigte. Nachdem in der Saison 1944/45 die englischen Spiele einbezogen wurden, bürgerte sich dieses System schnell ein und die Beteiligungsdifferenz zwischen Wettbewerben mit schweizerischen und englischen Spielen verminderte sich mehr und mehr (...) Der Einbezug von Meisterschaftsspielen aus den umliegenden Ländern sei schon früher ernsthaft erwogen worden, aber es habe sich erwiesen, dass die Interessen der Tessiner, der Romands und der Deutschschweizer nicht gleich gelagert seien (National-Zeitung 30.1.1963)




Über das Wochenende des 17. und 18. Juni 1961 begann mit der 'Internationalen Meisterschaft' ein neuer Wettbewerb, um dessen Einführung sich nicht zuletzt die in einem Pool vereinigten Toto-Gesellschaften bemüht hatten, ihnen in den Sommermonaten zugkräftige Spiele zu vermitteln. Am Start dabei war auch der FC Basel.
Es verblüfft nicht, dass die Vereine der Nationalliga A den zur Garnierung von Sport-Toto-Wettbewerben in den Sommermonaten gedachten Partien von Alpen-, Liga- oder Sommercup völlig kritiklos gegenüberstehen. Es ist erwiesen, dass diese Sommerpartien sportlich praktisch wertlos sind (...) Die Clubvorstände wissen, dass sie diesen 'Türgg' (...) einfach durchführen müssen, weil man will, (...) dass der Toto auch in den Sommermonaten Partien mit recht viel Schweizer Mannschaften auf dem Zettel hat (...) Im Sommer 1972 notierte man bei den entsprechenden Wettbewerben noch knapp über 100000 Teilnahmecoupons gegenüber mehr als 238000 im bestbenutzten Toto-Wochenende (Basler Nachrichten)

Durch die Sporttoto-Gesellschaft finanziert, wurde ab 1967 ein Schweizer Jugend-Cup, für den alle 13 Regionen einen Teilnehmer und als grösste Zürich, Bern und Ostschweiz deren zwei stellen konnten, und dessen Spiele zum Teil auf dem Tipzettel figurierten, ausgetragen.

Der Schweizerische Fussballverband erhielt 1973 1.8 Millionen Franken dafür, dass er Partien, die in seiner Regie durchgeführt wurden, für die Wettbewerbe zur Verfügung stellte. Die Gelder waren neben den Einnahmen durch Spielerlizenzen sowie den Erträgen durch die Länderspiele und den Cupfinal Teil der Drei-Säulen-Finanzierung.
Gesamtschweizerisch war die Umsatzsumme durch die Einführung des Lottos von 71 (1968) auf 26 Millionen (1972) Franken zurückgegangen.


Toto-Fanatiker (Walter Häring, 1944):
An einem Nationalligaspiel, das ich leitete und welches für den Toto zählte, galten die Gäste als klare Favoriten. Der Match endete unentschieden. Jeder Entscheid, den ich gegen die Gäste treffen musste, wurde von den Zuschauern kritisiert, sei es durch Pfeifen, Schreien oder deplazierte Zurufe. Ich glaubte anfänglich, die Leute seien nicht ganz beieinander, weil sie dem Gegner und nicht ihrer eigenen Mannschaft halfen. Bald aber wurde es mir klar, dass ich es mit Toto-Teilnehmern zu tun hatte. Sie gaben sich als solche sichtlich zu erkennen. Einer schrie: «Ich glaube, der Schiedsrichter hat unentschieden getippt. Deshalb muss das Resultat so bleiben!» Ein anderer: «Was isch Schiedsrichter, wotsch in d'Ferie mit em Totogwinn?» Ein paar miteinander riefen in den Platz: «Wenn der Gegner unseres Stadtclubs nicht butzt, dann ist es nichts mit unserer 'Bank', das müssen Sie büssen, Schiedsrichter» (...) Auch anonyme Schreiben erhält man, wenn man Schiedsrichter ist. Gewöhnlich wird einem mitgeteilt, dass man schuld daran sei, dass der Anonymus im Toto nichts gewonnen habe. «Es war ein grosser 'Krampf' von Ihnen, dass Sie den Penalty nicht gaben, sonst hätte ich 12 Punkte gehabt!» teilte mir einmal ein Toto-Teilnehmer auf einer Postkarte mit

 Auszüge Tip-Sportmagazin vom 30.10.1962 und 7.10.1952

 Basler-Toto