Basler Fussball nach Religions- oder Konfessionszugehörigkeit - Credo quia absurdum
(in früherer Zeit war der Fussball noch stark milieuverhaftet, und die unterschiedlichen Milieus und Lebenswelten übten den Sport jeweils in eigenen Vereinen aus, die auch religiös geprägt waren)


Ein Sportsieg ist leicht vergänglich, aber der Weg dazu, das Training, die Enthaltsamkeit, die Askese, diese stetige Selbstzucht prägt die Persönlichkeit“ (Pfarrer Dr. Neumann)

Für die Fans stellt die 'schönste Nebensache der Welt' bekanntlich eine Ersatzreligion dar, die den Kirchgang ersetzt hat. Extremer: die Rivalität zwischen den Anhängern mit ihren Kulthandlungen und Ritualen wird zuweilen mit der Heftigkeit von Religionskriegen ausgetragen. Die vollständige Identifikation mit den eigenen Spielern kommt einer heiligen Erfahrung gleich. Der Marsch ins Stadion führt wie die Wallfahrt der Pilger hin zur gemeinsamen Bezeugung ihres sinnstiftenden Glaubens und die Anfeuerungsrufe und Siegeslieder entsprechen den Gesängen von Gotteshäusern oder eben bei Schlachten

1951 noch hiess es anlässlich einer Standortbestimmung des alten Kulturträgers zur neuzeitlichen Bewegung des Sportes an einem öffentlichen Diskussionsabend im Basler Spalencasino, dass die Kirche jenseits einer massvollen, vernünftigen, körperkulturellen Betätigung Aller stets eine ablehnende Haltung einnehmen werde gegen dessen Kommerzialisierung, die sowohl für den Aktiven wie den Zuschauer eine Entwürdigung des Menschen bedeute. Leistungssport an sich nämlich sei in seinem Endziel stupid und von einer ungesunden Massensuggestion getragen, war der Tenor

Die Antike kannte nicht den Sport, sondern die Leibesübung im Dienst der harmonischen Menschenbildung: ihre Wettkämpfe waren religiös verankert. Rom ging zum Gladiatorenkampf im Zirkus über. Das Christentum lehnte zuerst Körperkultur prinzipiell ab: im Rittertum lebte das Kampfspiel nur als Kriegsübung. Erst im 18. Jahrhundert kam der Sport in England auf: als Pferderennen, Jagd und Boxen. Seine spätere Bedeutung gewann er mit der Industrialisierung als Antwort auf das moderne Leben (nach einem Referat von Willy Dürr)


Katholische Vereine:
Wenn der FC St. Clara heute auch nicht mehr als eigentlicher Pfarreiverein angesprochen werden kann, so fühlt er sich dem Gedanken und dem Geist der Gründung nach wie vor verbunden“ (Basler Volksblatt, 24.4.1966)

Zu Beginn der dreissiger Jahre schuttete gross und klein auf dem Kies im Hatstätterhof am Lindenhof mit dem damaligen Siegristen von St. Clara Joseph Baur-Zehnder. Der Gedanke an einen Club reifte im Jahre 1931, um das Kampfspiel innerhalb der Jugend von St. Clara mit der notwendigen Systematik zu pflegen. Am 10. Juli 1931 wurde im neuen katholischen Gesellenhaus an der Karthausgasse unter Anwesenheit von Pfarrer Franz von Streng nach mehrstündigen Beratungen der Fussballclub St. Clara gegründet. Den Vorsitz der unabhängigen Untersektion des Turn- und Sportvereins St. Clara führte Joseph 'Josy' Baur, der ab Juli 1940 Juniorenleiter des FC Basel und 1942 wieder Präsident bei seinem Stammclub wurde. Wenige Wochen darauf verstarb er.
Trainiert wurde auf dem Bäumlihof-Areal.
Der FC St. Clara war in der Schweiz der erste kathoische Fussballclub (...) Seppi - wie er meistens genannt wurde , brachte es fertig, dass mit zwei Mannschaften in badischer Nachbarschaft im (katholischen) Deutschen Jugendkraft-Sportverband DJK Freundschafts- und Meisterschaftsspiele ausgetragen werden konnten.
Bald kam die Zeit, wo der katholische Turn- und Sportverband den Sportplatz am Hörnli zur Benützung erhielt. Der FCC hat einen gewaltigen Anteil an der Ausgestaltung des Platzes geleistet.
Joseph Baur fühlte sich mit seinem Team stark genug, 1933 die Aufnahme in den Baselstädtischen Verband unterer Serien zu beantragen, in dem er später auch das Präsidium der Technischen Kommission übernahm. Die neuen Statuten mit dem Artikel, von nun an politisch und konfessionell neutral zu sein, wurden genehmigt.
Damit vollzog sich die Trennung vom 1890 gegründeten Turnverein St. Clara, der sich seinerseits am 8.11.1926 vom Jünglingsverein losgelöst und in eine autonome Turnsektion mit Jugend- und Männerriege umgewandelt hatte. Als erster katholischer Turnverein der Schweiz bildeten die Kleinbasler 1929 eine Damenriege. Ursprüngliches Ziel war die „Heranbildung charakterfester, treuer katholischer Männer“. 1894 zählte der Verein 25 Mitglieder. Freiübungen und Geräteturnen, besonders das Pferd, bildeten den eine Turnstunde gestaltenden Stoff. Die grosse Leidenschaft aber soll das Einüben von Reigen gewesen sein.

Weitere Entwicklung:
1937 Meister der 4. Liga nach Losentscheid über Alemannia Basel.
An der GV 1940 unter Präsident Robert Brendle wurde eine Seniorenmannschaft und am 15. März 1941 offiziell eine Nachwuchs-Abteilung ins Leben gerufen: dorthin zog es den Kleinbasler Peter Füri (Junioren FC Basel, FC Concordia, FC La Chaux-de-Fonds, FC Basel, Spielertrainer SC Binningen).
Wegen der Anbauschlacht musste ein Ausweichterrain auf dem St. Jakob bezogen werden. Gesuche zur Untermieterschaft bei einem anderen Verein waren alle abgelehnt worden.
Die Sportplatzanlage Hörnli wurde von der Sportplatz-Genossenschaft Hörnli des Katholischen Turn- und Sportverbandes Basel KTSVB mittels Darlehen (Hypothek) sowie durch die Zeichnung von Anteilsscheinen finanziert. Für die Saison 1950/51 stand wieder ein planiertes Spielfeld zur Verfügung (Präsident Walter Walch, Trainer Gottlieb Dienst).
1954: 4. Liga und ca. 125 Mitglieder. Präsident ab 1952 Oskar Elmiger (ab 1954 E. Emmenegger).
1958: erstmalige Austragung des Grümpeli als Kleinfeld-Fussballturnier.
1965: 1. Seniorenturnier anlässlich des 25jährigen Bestehens.
1968: die Seniorenabteilung war ex aequo mit dem FC Basel die Grösste in der Region.
1970: gegen 300 Mitglieder und fünf Mannschaften, inklusive einer spanischen Untersektion.
1978: neuer Spielertrainer Hansruedi Rahmen (dreimal Schweizer Meister mit den Reserven des FC Basel, Bruder des NLA-Fussballers Bruno Rahmen). Spanier-Mannschaft als selbstständige Unterabteilung konstituiert.
1981: Jubiläumsfeier am 28.11. im Stadt-Casino unter Präsident Markus Michel.
(zusammengefasst unter anderem aus der Festschrift des FC St. Clara Basel)
1984: auf ein Inserat hin meldet sich eine halbe Mannschaft ehemaliger Inter-Junioren des FC Nordstern und verhalf dem Club zu nicht gekannter Stärke.

1993: im Juni fusionierte der juniorenlose FC St. Clara mit dem FC Breite zum FC Breite/St. Clara: dieser stellte zuerst je eine Mannschaft in der 3., 4. und 5. Liga sowie bei den Senioren.

Am 19.8.1950 wurde anlässlich der Einweihung der neuen Sportplatzanlage des FC St. Clara [vor ca. 2000 Zuschauern] ein Spiel gegen den FC Basel ausgetragen. Der FC St. Clara teilte im Programm mit, dass er sich zwei grosse des Fussballsports verpflichtet habe, nämlich den derzeitigen Schweizer Vizemeister FC Basel (Nationalliga) und den ehemaligen Deutschen und vierfachen Süddeutschen Meister Karlsruher FV, der auch heute noch im Ausland ein Begriff sei. In einem ausgezeichneten Spiel konnte der KFV einen einwandfreien und verdienten 3:2 Sieg erringen (...) Dem Spiel wohnte der Generalsekretär der FIFA, Herr Dr. Ivo Schricker, bei, der es sich nicht hatte nehmen lassen, von Zürich herüberzukommen. Beim gesellschaftlichen Zusammensein zeigten sich die Schweizer als freundliche Gastgeber. In wechselseitigen Reden gedachten Dr. Düblin (FC Basel), Dr. Schricker und Dr. Ruzek (KFV) der tieferen Bedeutung der Wiederaufnahme der sportlichen Beziehungen mit deutschen Vereinen“ (Chronik Karlsruher FV)


In Nachfolge der 1902 entstandenen Turnsektion des Katholischen Jünglingsvereins K.J.V., die den Nachteil hatte, dass die Mitglieder, nachdem sie dem Jünglingsalter entwachsen waren, austreten und sich neutralen, „der religiösen Entwicklung nicht förderlichen Vereinen“ anschliessen mussten, gründete sich am 24.9.1921 der eigenständige Turnverein St. Joseph (Zitat Vereinsgeschichte).
In einem Schreiben vom 25.5.1930 bat der 14jährige Knirps August Bochsler zusammen mit zwei Kameraden den Vorstand des K.J.V. um das Einverständnis, „dass darin ein Fussballclub bestehen soll“, dem sie den Namen FC Red Star gaben. Bochsler war später während gut dreissig Jahren als Lehrer am Holbeingymnasium tätig war und gab die Begeisterung für den Fussball an acht seiner Kinder weiter ('Bochsler-Clan').
(Red Star nannte sich bereits der ebenfalls aus einem katholischen Jünglingsverein 1905 hervorgegangene und 1918 selbstständig gewordene FC Red Star Zürich sowie der vierfache französischen Pokalsieger der 20er Jahre aus Paris, Red Star Football Club)
Erster Präsident der Kleinbasler war Ernst Joner. Gegen die Junioren des FC Friedlingen wurde das erste Spiel ausgetragen.
Red Star nahm entsprechend seines Bekenntnisses an der von der 'l’Avant-garde du Rhin' (bis 1918 als 'Elsässischer Turnerbund') ab 1924 organisierten 'Ligue Sportive d’Alsace' teil, deren Ziel es war, „aus den Sportlern gute Katholiken und Patrioten zu machen“. Abbé Arnold von der Pfarrei führte die Mannschaft gleich an die Tabellenspitze.
1933 verfügte der Französische Turn- und Sportverband FGSPF mit Verweis auf die nationalen Zuständigkeiten jedoch, den Schweizern keine Bewilligung für die Meisterschaft mehr zu erteilen. Ob sich der Club 1934 in den Fussballverband Katholischer Vereine Basel-Jura integrierte, ist nicht gesichert.
Präsident 1933 bis 1938 Hermann Fehrenbach.

Der FC Red Star schloss sich als Unterabteilung dem TV St. Joseph an, der damit ein Sportverein wurde (21.6.1933). Am 10.2.1936 löste er sich wieder, weil er wie einige Jahre zuvor schon der FC St. Clara dem kantonalen Fussballverband beitrat, welcher (konfessionelle) Neutralität voraussetzte. Unter dem Präsidenten Hermann Fehrenbach wurden an der 7. Generalversammlung die neuen Statuten in Kraft gesetzt.
In der Zwischenmeisterschaft für Nicht-SFAV-Teilnehmer traf man auf den Bruderverein St. Clara.
Die 1939 mit dem Wechsel in den SFAV notwendig gewordene Namensänderung als FC Schwarz-Weiss knüpfte mit der religösen Symbolik an seine ursprüngliche Gesinnung an, abgesehen davon dass auch die Vereinsfarben des TV St. Joseph gelb-weiss-schwarz waren:
Gleichzeitig mit dem Beitritt zum SFAV als Aktivmitglied hat der FC Red Star, Basel seinen Vereinsnamen abgeändert in FC Schwarz-Weiss, Basel (...) Adresse: Basel 7, Postfach“ (National-Zeitung 26.8.1939)


Weitere Entwicklung:
August 1946 erstes Spiel einer regionalen Mannschaft nach dem Krieg - mit speziellem Visum des Französischen Militärkommandanten von St. Louis - im Elsass in Brunstatt. September Besuch und Spiel in dem vom Krieg zerstörten Hoenheim (Bas-Rhin).
1974: neu mit zwei Teams.
1980: Jubiläumsabend im Hotel International. Der Verein zählte 34 Aktiv- und 61 Passivmitglieder.
2004: neu D- Junioren durch Übernahme vom FC Telegraph.
2007: Übertritt 2. Mannschaft des FC Concordia Basel, womit nach acht Jahren wieder eine Fanionequipe bestand.
2008: vom FC Black Stars konnte eine Damenmannschaft übernommen werden.
2009: der Verein bestand erstmals aus fünf Mannschaften.
(zusammengefasst unter anderem aus der Festschrift des FC Schwarz-Weiss Basel)

 
Der 1908 gegründete FC Excelsior Allschwil war vor allem in römisch-katholischen Kreisen zu suchen. Ebenfalls stand ein Vikar als Aktivspieler ih ihren Reihen, was damals grosses Aufsehen erregte (Jubiläumschronik FC Allschwil).

1932 bis 1935 existierte für insgesamt drei Spielzeiten der 'Fussballverband Katholischer Vereine Basel-Jura' mit Mannschaften aus den Leimentalern Gemeinden Therwil, Ettingen (FC Juventus) und Witterswil, dem sich auch der Gesellenverein Basel anschloss. „In Anwesenheit des Kölner Priesters Adolph Kolping wurde der Katholische Gesellenverein Basel am 21. August 1859 feierlich in der St. Clara-Kirche gegründet. Adolph Kolping, der auch als 'Gesellenvater' bezeichnet und 1991 seliggesprochen wurde, hatte massgeblich die Entstehung dieses katholischen Sozialwerkes gefördert. Es galt, in einer reformierten Stadt ein soziales Netz mit katholischem Hintergrund zu bieten und die jungen Männer in der Fremde vor Verwahrlosung, sozialem Abstieg und Entfremdung von der christlichen Lebensweise zu bewahren und sie auch vor sozialdemokratischer Beeinflussung zu schützen“ (Historisches Museum Basel)
Am 1.10.1896 gründeten vier junge Männer den Katholischen Gesellenverein Liestal. Damit fasste auch auf der Landschaft eine Bewegung fuss, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts von Adolph Kolping (der vom Schuhmachergesellen zum Priestertum kam) in Köln ausgelöst worden war und die in der Folge den wandelnden Handwerksgesellen in vielen Städten, vor allem Deutschlands und der Schweiz, Heimat bot und ihnen wertvolle Impulse für eine christliche Lebensgestaltung zu geben vermochte.


Von reformierter Seite stellten im protestantischen, 'frommen Basel' in den 30er-Jahren namentlich die Sektionen der Konfirmatenvereine 'Oekolampad' und 'Fortschritt Kleinbasel' sowie die Petersgemeinde Mannschaften, wobei letztere sogar bis 1939 an der kantonalen Meisterschaft mitwirkte.
Aus dem Jünglingsverein der Kirchgemeinde St. Theodor ging 1906 der FC Young Fellows hervor: der Wettkampf zwischen christlichen und weltlichen Clubs war nicht möglich, so dass den fussballbegeisterten Knaben nichts anderes übrig blieb, als einen eigenen, konfessionslosen Fussballclub ins Leben zu rufen, der 1910 in den FC Nordstern aufging. Die Fussballsektion der evangelischen Gesellschaft Philadelphia spielte im gleichen Jahr dennoch im Verband mit. Ihr Gründer war Jean Raschle, der unter anderem in Basel Theologie studierte.


Christliche Kirche und Sport:

Der Vorstand des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes hat an die kantonalen Kirchenräte ein Rundschreiben gerichtet, in welchem ein Aufruf an die Sporttreibenden gerichtet ist, auf die Sonntagsheiligung möglichst viel Rücksicht zu nehmen (...) 1. Beachtung der Gottesdienstordnung und verbunden damit der Verzicht auf Ansetzung von sportlichen Veranstaltungen, welche die Gläubigen vom Kirchenbesuch abhalten könnten. 2. Möglichst weitgehende Freilassung des Sonntagvormittages. Verlegung von Wettkämpfen und Übungen der Jugendgruppen auf den Samstag. 3. Konzentration von sportlichen Veranstaltungen auf bestimmte Sonntage, damit dadurch andere Sonntage sportfrei werden“ (Tip 1.5.1951)
Anlässlich der Tagung der Region Nordwestschweiz des SFAV in Laufenburg 1950 wurden Wünsche um einen freien Sonntag nach den jährlichen Vereinsfeiern und an kirchlichen Feiertagen 'bereitwillig' entgegengenommen. Unzulässig sei es aber, dass bei frühzeitiger Anmeldung vier Tage vor Austragung eines Meisterschaftsspiels sich der Pfarrer einmische und das Shooten verbiete, wie es in einer katholischen Gemeinde geschehen sei.
In Röschenz hatten die Münchensteiner anzutreten. Zur festgesetzten Stunde und Minute war, ausser einem Offiziellen, weit und breit kein Bein des Platzclubs zu entdecken. «Sie kommen aber ganz sicher!», betonte der Offizielle imer und immer wieder. Fünf Minuten Verspätung, zehn Minuten, eine Viertelstunde - das Spiel wäre eigentlich für die Röschenzer bereits verloren gewesen. Und dann kamen sie doch: mit sieghaftem Geheul stürzten sie aus dem nahen Walde, nachdem sie sich in einem abseits liegenden Haus eines ihrer Kameraden umgezogen und einen mächtigen Haken um das Dorf geschlagen hatten: «Weil es der Pfarrer verboten hat, zu schutten...!» Vor so viel Mut und edler Unbotmässigkeit kapitulierten dann auch Schiedsrichter und Münchensteiner und sanktionierten ohne Folgen die reglementswidrige Verspätung! (Glossen -ch.)

Der FC Basel war vorangegangen, seine Wettspiele am Samstag durchzuführen.
Der Sonntag soll dem 'Ich' zurückgegeben werden. Der Mensch muss wieder Zeit finden für sich selbst, für seine Familie, für den Kirchgang oder für den Waldspaziergang, auf dem er in seiner Weise seine Sonntagsandacht abhält (Alfred Kaltenbach an einem Diskussionsabend hinsichtlich einer Initiative der Radikaldemokratischen Quartiervereine des oberen und unteren Kleinbasels 1951)

Nachdem sich auch die Tessiner und Romands den verschiedenen Verbänden untergeordnet hatten, wurde am Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag 1953 erstmals die völlige Sportruhe verwirklicht. Der FC Basel liess es sich allerdings nicht nehmen, gleich hinter der Grenze in Hüningen ein Ablösespiel auszutragen.

Traditionelles Sommerturnier des Regionalverbandes Nordwestschweiz für Junioren sämtlicher Kategorien auf den Anlagen des St. Jakob: „der rege Spielbetrieb (von total 74 Mannschaften) am Vormittag wurde kurz für einen katholischen (Pfarrer Häring) und reformierten (Pfarrer Färber) Feldgottesdienst unterbrochen“ (BN 1964 - der Fussballverband Nordwestschweiz veranstaltet für seine Vereine seit 1952 traditionell immer eine Woche vor Saisonbeginn ein regionales Juniorenturnier, das seit 1985 als Schülerturnier zentralisiert und nur noch in den Kategorien bis C gespielt wird)
Im Leben eines jungen Menschen muss das Elternhaus, die Schule und der Beruf vor dem Sport kommen, dieser soll und darf nur ein Ausgleich in der Freizeit sein“ (Max H, Wiederkehr, Präsident der Juniorenkommission des SFV anlässlich des regionalen Sommerturnieres des Nordwestschweizer Verbandes für A- [17-19 Jahre], B- [13-17 Jahre] und C-Junioren [11-13 Jahre] 1962)

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Sport von und für Juden:
Im Rahmen einer Veranstaltung des jüdischen Lehrhauses im Frühling 1914 zum Thema Antisemitismus reifte bei einigen Teilnehmern der Wunsch, nebst dem Lernen sich mit jüdischen Freunden auch körperlich zu betätigen. Wenige Tage später riefen Marcel Bollag und Adrien Blum den Jüdischen Sportclub ins Leben, der ein Jahr später in den Jüdischen Turn- und Sportverein unbenannt wurde und sich von der Leibesübung über das Turnen und die Leichtathletik bis hin zu Handball und Fussball entwickelte (aus einem Bericht der Basellandschaftlichen Zeitung 2014)
Schliesslich hat sich die durchaus kontrovers diskutierte Auffassung durchgesetzt, Sport unter sich - in jüdischen Vereinen zu betreiben. Man wollte eben zeigen: Wir sind Juden (...) Etwa zur gleichen Zeit entstand die Arbeitersport-Bewegung und es kam auch auf dieser Ebene zu einer Absplitterung“ (Walter Hochreiter, freier Mitarbeiter des Schweizer Sportmuseums in einem Interview mit der BaZ vom August 1997 auf die Frage, ob man mit der Gründung jüdischer Sportvereine nicht die Chance vergab, sich über den Sport zu integrieren)
Nach zwei erfolglosen Gründungsversuchen wurde am 4. Mai 1914 von 11 jungen jüdischen Sportlern der jüdische Sportclub Basel gegründet. Ein Jahr später wurde er in Jüdischer Turn- und Sportverein umbenannt, bevor er 1917 den heutigen Namen Jüdischer Turnverein Basel (JTV) annahm. Erstes Ziel der jüdischen Turnvereine der Schweiz nach ihrer Konsolidierung war, in die allgemeinen (kantonalen) Turnverbände aufgenommen zu werden, so auch in Basel. Dazu musste ein Aufnahmeantrag gestellt werden; die Mitgliedsvereine konnten sich dazu äussern. Die Turnvereine Horburg und Schützenmatt sprachen sich gegen eine Mitgliedschaft des jüdischen Turnvereins im Kantonalturnverband aus, mit der Begründung, «man solle nicht vergessen, wie die Juden besonders am Anfang des Krieges gewuchert haben und die christliche Bevölkerung unterdrücken»“ (inforel.ch)
Als Dachverband der jüdischen Sportvereine fungiert seit 1938 Maccabi Schweiz, der den jüdischen Turn-, Sport- und Jugendverband ablöste. „Makkabi (hebräisch) oder Maccabi (aramäisch) bezeichnet den Beinamen eines jüdischen Freiheitskämpfers des 2. Jahrhunderts v. Chr., Judas Makkabäus, im Kampf gegen das hellenistische Reich der Seleukiden (der Hammergleiche)“ - inforel.ch
Die 1921 gegründete Sportsektion des Jüdischen Turnvereins Basel nahm ab Oktober 1922 erstmals an der (kantonalen) Meisterschaft der Serie C teil. „Sämtliche Matches gegen JTV müssen Sonntagnachmittag ausgetragen werden
Aus religösen Gründen ist das Sporttreiben am Ruhetag Schabbat nicht erlaubt.
Ein Handballboom löste die Abteilung auf. 1935 gab der Jüdische Turnverein seinen Austritt aus dem Baselstädtischen Verband bekannt. Fussball war aber schon vorher nur noch hobbymässig betrieben worden.
Im August 1947 wurde wieder ein Aufnahmegesuch in den SFAV eingereicht.

Anitisemitische Vorfälle soll es im Handball gegeben haben, wo man öfters 'Saujude' hörte. Zeitzeugen haben dieses nicht problematisiert, sondern beschrieben das Verhältnis zu den anderen Vereinen als normal. Der JTV verschaffte sich durch seine Auftritte an den Wettkämpfen Respekt. Er wehrte sich auch gegen die 'Frontisten', wie die Schweizer Nazi-Sympathisanten genannt wurden, indem er ihre Veranstaltungen sprengte oder das Verteilen von Flugblättern unterband. Die im Vergleich zu anderen Regionen der Schweiz liberale Flüchtlingspolitik während des Krieges soll zumindest teilweise auf die guten Beziehungen des JTV mit dem Polizei TV und der guten Verankerung im Turnverband zurückzuführen sein (Jubiläumschronik).
Mitte der achtziger Jahre hatten JTV-Mitglieder den Wunsch, (wieder) eine Fussballsektion zu gründen, da die damaligen Junioren keine grosse Motivation für den Handball empfanden. Francis Nordmann hatte die Idee von einem FC JTV und schlug dies gemeinsam mit seinem Bruder Alain und mit François Bloch dem Vorstand vor. Als das kantonale Sportamt dem JTV mitteilte, dass in Basel kein Trainingsplatz mehr frei sei, rief Präsident Francis Nordmann den damaligen Regierungsrat Hans-Rudolf Striebel an und forderte ein Fussballfeld für den FC JTV. Striebel setzte sich ein, so dass der FC JTV schnell einen Platz zugesprochen erhielt“ (tachles)
Die Mannschaft spielte ab der Rückrunde 1988/89 in der Gruppe 2 der 5. Liga und holte sechs Punkte. Alle Begegnungen mussten auswärts ausgetragen werden. Das Training fand im französischen Burgfelden statt.
Die Fünftliga-Partie der Gruppe 5 zwischen dem ASV Basel-Ost und dem FC JTV wurde beim Stand von 4:2 für den Gastgeber durch den Schiedsrichter abgebrochen, der befürchtete, dass die agressive Stimmung auf dem Platz eskalieren könnte. Die Spieler des JTV wurden durch ihren Trainer ohnehin angwiesen, dass Spielfeld aus Protest gegen angebliche verbale judenfeindliche Beleidigungen durch gegnerische Akteure zu verlassen“ (BaZ 1997)